August 2025

Favicons – Die unbesungenen Heldinnen des digitalen Brandings

Eine Collage mehrerer Tabs aus einem Browser um die Vielzahl von Favicons zu zeigen, mit denen man täglich konfrontiert wird.

Weit mehr als eine technische Notwendigkeit. Favicons sind strategische Assets. Stille Botschafter, die eine Marke oder Institution (nur scheinbar) unbemerkt und subtil bewerben. Wichtig, gerade heute, im Zeitalter der KI-Tools.

Favicons. Diese winzigen Symbole, die in Browser-Tabs wohnen, in Lesezeichenleisten schlummern oder Suchergebnissen aufblitzen. Lange Zeit wurden sie als Detail abgetan, als nette, aber nicht essenzielle Zierde einer Website. Doch in einer digitalen Welt, die sich rasant wandelt und in der Künstliche Intelligenz (KI) sowie Answer Engine Optimization (AEO) die Spielregeln neu definieren, entpuppt sich das Favicon als ein unbesungener Held des digitalen Brandings. Es ist an der Zeit, diesem kleinen Symbol die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient.

Überall präsent: Wo das Favicon die Sichtbarkeit steigert

Die Allgegenwart des Favicons ist beeindruckend. Es erscheint an zahlreichen digitalen Berührungspunkten und verstärkt so die Markenwiedererkennung und die User-Experience erheblich:

  • Browser-Tabs: Das Favicon hilft Nutzer:innen, schnell zwischen unzähligen geöffneten Tabs zu navigieren und Ihre Website auf einen Blick zu identifizieren.
  • Lesezeichen und Verlauf: Hier dient es als visuelle Referenz, die das Wiederfinden und erneute Aufrufen Ihrer Website erleichtert. Manche Nutzer:innen entfernen sogar Lesezeichennamen und verlassen sich ausschließlich auf das Favicon.
  • Adressleiste und Suchleisten-Autovervollständigung: Auch hier sorgt das Favicon für sofortige Identifikation, ohne dass Text gelesen werden muss.

Besonders entscheidend ist die Präsenz in den Suchergebnissen (SERPs). Google und andere Suchmaschinen zeigen Favicons direkt neben der URL der Website an. Ein auffälliges oder leicht erkennbares Favicon kann die Sichtbarkeit dieser erheblich steigern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Nutzer:innen auf einen Eintrag klicken. 

Auch in Ads werden Favicons verwendet, was die Markenpräsenz in bezahlten Anzeigen zusätzlich stärkt. Übrigens aktuell in einer abgerundeten Version, was die Anforderungen im Design an die Erstellung noch komplexer macht. 

Diese Darstellung ist in Recherche-Ergebnissen von KI-Tools weit weniger deutlich und das Favicon also umso wichtiger.

Und vergessen wir nicht iOS und Android, also die mobilen Ökosysteme: Auf Smartphones und Tablets können Nutzer:innen Webseiten als Verknüpfungssymbole auf ihrem Startbildschirm anheften. Diese Webclips sehen aus und funktionieren ähnlich wie native App-Icons. Ein optimiertes Favicon ist hier unerlässlich, um ein kohärentes und professionelles App-ähnliches Gefühl zu vermitteln. Mit dem Aufkommen von Progressive Web-Apps (PWAs) wurde diese Rolle noch wichtiger.

Jede Begegnung mit einem Favicon, so kurz sie auch sein mag, ist also ein Mikro-Eindruck. Die konstanten, subtilen visuellen Hinweise verstärken kumulativ die Markenwiedererkennung, -erinnerung und -vertrautheit. 

Das mag erstmal überhöht klingen. Bei den ca. 10–20 ständig geöffneten (und teils fixierten) Tabs in meinem Browser, komme ich jedenfalls mit dem Favicon von YouTube, Gmail, Moco, Figma und Co. unter Garantie x-mal mehr in Kontakt, als mit allen McDonald’s-Logos in freier Reallebenwildbahn zusammen.   

Mehr als nur ein Icon: Favicons als Vertrauensanker und Markenbotschafter

Die digitale Landschaft ist überflutet mit Informationen. In diesem Meer aus Inhalten ringen Marken um Aufmerksamkeit und Vertrauen. Hier kommt also das Favicon ins Spiel. Es ist das »visuelle Gesicht« einer Marke auf kleinstem Raum. Ein professionell gestaltetes Favicon vermittelt sofort Legitimität und Glaubwürdigkeit. Fehlt es oder ist es schlecht umgesetzt, kann eine Website schnell unprofessionell wirken, was das Vertrauen potenzieller Kund:innen untergräbt.

Doch die Bedeutung geht weit über die menschliche Wahrnehmung hinaus. KI-Modelle, die heute unsere Suchanfragen beantworten und Inhalte synthetisieren, sind weitaus ausgeklügelter als frühere Algorithmen. Sie »lesen« nicht nur Text, sondern analysieren auch visuelle Elemente und Nutzer:innensignale. Ein konsistentes, hochwertiges Favicon trägt zum gesamten »Vertrauens-Score« und »Markensignal« einer Website bei. Es beeinflusst außerdem ein bisschen, wie KI-Modelle die Glaubwürdigkeit und Autorität einer Quelle bewerten.

In der AEO-Ära, in der KI-Modelle wie Perplexity oder ChatGPT Inhalte kuratieren und zitieren, verschiebt sich der Fokus von reiner Link-Autorität hin zu Markenerwähnungen in vertrauenswürdigen Kontexten. Eine Website mit einem starken Favicon strahlt eine höhere visuelle Autorität aus, die von der KI verarbeitet wird. Es ist ein subtiler, aber wirkungsvoller Beitrag zur Wahrnehmung einer Marke als verlässliche Informationsquelle.

Die unsichtbare Technik hinter der Wirkung

Damit ein Favicon seine volle Wirkung entfalten kann, sind einige technische Aspekte zu beachten. Angesichts seiner geringen Größe (oft beginnend bei 16 × 16 Pixeln) muss das Design einfach, klar und sofort lesbar sein. Ein minimalistischer Ansatz, oft eine reduzierte Version des Logos oder ein prägnantes Symbol, ist hier am besten. Die Farbgebung ist entscheidend, um Aufmerksamkeit zu erregen und auf verschiedenen Hintergründen hervorzustechen. (Viel Weißraum und ein ultraschmales Logo in einem Favicon? Weniger gut, hallo RTL. Sucht mal danach.)

Für eine optimale Darstellung auf allen Geräten und Bildschirmen ist es ratsam, verschiedene Favicon-Größen bereitzustellen – von den klassischen 16 × 16 Pixeln bis hin zu größeren Formaten wie 48 × 48 Pixeln für Google-Suchergebnisse oder 180 × 180 Pixeln für Apple Touch Icons. Während das .ico-Format immer noch weit verbreitet ist, sind .png-Dateien aufgrund ihrer Transparenz und verlustfreien Komprimierung an dieser Stelle eine bessere Wahl. Das zukunftssichere Format ist aber SVG (Scalable Vector Graphics), da es ohne Qualitätsverlust auf jede Größe skaliert werden kann, auch wenn ältere Browserversionen hier – wie so oft – noch Probleme machen. Eine Frage der Zeit.

Die Implementierung erfolgt typischerweise über einen <link>-Tag im <head>-Bereich der HTML-Dokumente. Wichtig ist auch, dass die Favicon-Datei und die Startseite crawlbar sind, damit Ihr Favicon überhaupt in den Suchergebnissen erscheinen kann. Basics.

Das kleine Symbol mit großer Wirkung

Die Entwicklung des Favicons ist ein Spiegelbild der digitalen Evolution. Von einem einfachen Lesezeichen-Helfer hat es sich zu einem unverzichtbaren Element des modernen Web-Brandings und der User-Experience entwickelt. Seine Bedeutung hat sich im Zeitalter von KI und AEO nochmals dramatisch verstärkt. Favicons sind nicht länger nur visuelle Hinweise für Menschen, sondern auch subtile, aber wirkungsvolle Vertrauenssignale, die dazu beitragen, wie Menschen und KI-Modelle Inhalte wahrnehmen und priorisieren. Sie sind das einzige, was in den KI-Suchergebnissen im Zweifelsfall von der Website einer Marke übrig bleibt. Eingedampft auf 16 × 16px. Das ist die Bühne, die bleibt.

Heutzutage sind Favicons also weit mehr als nur ein Detail; sie sind eine strategische Notwendigkeit für jedes Unternehmen, das sich abheben und Glaubwürdigkeit aufbauen möchte. Für eine starke, konsistente Markenpräsenz in einem zunehmend automatisierten und manchmal nur noch minimal visuell geprägten digitalen Ökosystem wie z. B. KI-Bot-Antwortmaschinen. 

PS: Woher kommt eigentlich der Name und wie spricht man Favicon überhaupt aus?

Der Name Favicon wurde übrigens erstmals ca. 1999 von Microsoft benutzt, nachdem der Internet Explorer 5.0 – wie erwähnt – die Möglichkeit angeboten hatte, kleine Icons in Lesezeichen (der Favoritenliste) zu zeigen. Der Name »Favicon« leitet sich also von Favoriten und Zeichen (Icon) ab.

Bleibt eigentlich nur eine Frage offen: Wie sprichst du Favicon aus? Fawikonn, Fäiwikonn oder Fäffeiken? Im besten Fall so wie wir: »Der unbesungene Held des digitalen Brandings, die Chance statt Notwendigkeit, das kleine, süße Mini-Markenbotschafter-Logo, welches heute wichtiger ist denn je.«

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